Reisetagebuch Orléans 2005
21.-23. Oktober
Tag.1
Der Freak legt los!
Die Fahrt
Wir sind gerade in Orléans angekommen und "Wir" bedeutet ich und mein Vater.
Und ich bin gerade dabei die Erinnerungen an die Fahrt zu verdrängen.
Unter dem bewölktem Himmel in (mittlerweile) Belgien, denke ich mir, dass der Himmel doch überall der Selbe ist. Das Selbe Grau oder das Selbe Blau. Und das Selbe nächtliche Schwarz. Wobei das Gleiche und Das Selbe ja nicht das Selbe sind.
Kaum sind wir über der Grenze hol ich ganz hysterisch meinen Fotoapparat heraus und ich sitze in diesem stinkenden Blechhaufen wie ein Wachhund, nur um schnell genug das Knöpfchen zu drücken, sollte irgendwo irgendwas von Jeanne d'Arc in Erscheinung treten.
Das fällt mir auch ziemlich schwer, denn mir ist übel und meine Knochen schmerzen von langem unbequemen Sitzen. Und schließlich ist es dann doch die Übelkeit die mich wieder zusammensacken lässt, aber ich habe nichts verpasst.
Und wäre dort etwas gewesen, wären wir mitten auf der Autobahn stehen geblieben um ein Foto zu machen!
Mittlerweile sind wir in Paris, das liegt auf unserer Strecke nach Orléans, aber irgendwie kommen wir aus diesem Kreisel nicht raus. Erst 3-4 depressive Passanten später haben wir durch ZUFALL wieder zurück auf die Autobahn gefunden. Haha.
Ich werde schon ungeduldiger, denn wir sind jetzt schon bei Nord-Orléans angekommen, und der Film der Kamera ist immer noch jungfräulich.
Ich weiß wirklich nicht wie wir zu stumpfsinnig sein konnten, aber wir sind tatsächlich immer nur im Kreis um ein und denselben Block gefahren, obwohl hundert andere noch möglich gewesen wären. Wie auch immer, die richtige Straße fanden wir trotzdem noch. Gerettet hat uns ein Lineal großes Schild, das uns dann doch noch auf die richtige Straße brachte.
Ziemlich erbärmlich, es ist bereits 14:00 Uhr und ich Knaller lebte in der Hoffnung noch vor 10:00 anzukommen um im Morgengrauen mir ganz französisch ein Croissant reinzuziehen.
Irgendwann IN Orléans findet wir natürlich das Hotel nicht (bei dem sich später herausstellte, dass es nur 3 Straßen neben uns war). Ein überaus netter alter Herr, musste uns in einem noch mal-für-dumme-Style" aufzeichnen, wie wir fahren müssen.
Auf den Spuren der Jeanne d'Arc
Ganz Fix noch das Hotelzimmer eingerichtet und auch nur 10 Minuten später ab in die Innenstadt, es gibt viel zutun!
Das erste was uns entgegenkommt ist eine kleine Kirche, ich weiß gerade den Namen nicht, aber wir gehen rein, und schon aus 30m Entfernung erkenne ich ganz weit hinten Jeanne d'Arc. Eine steinerne Jeanne d'Arc auf einem hohen Podest.
Stolz, Edel, Entschlossen, einfach wunderschön!!!
Nur ein ganz kleiner Strauß Blumen und eine einzelne Kerze stehen unter ihr auf dem Altar.
Im ersten Moment frag ich mich neben den ganzen merci'-Tafeln stehend warum so wenig?!". Aber wohl wird sie mit Blumensträußen überhäuft wenn sie im Mai gefeiert wird.
Durch eine Gasse nähern wir uns dem Zentrum, die große Place du Martroi mit der grünpatinierten Reiterstatue der hl. Johanna aus dem 19.Jahrundert. Das wird sicher jeder kennen, das berühmte Jeanne d'Arc Denkmal im Herzen der Stadt.
In einer Straße die direkt auf das Zentrum zuläuft, sehe ich sie schon von weitem.
Als mein Vater es irgendwann schaffte, mich ein paar Meter von dem Denkmal wegzulocken, und wir ein paar Straßen weiter in der Rue Jeanne d'Arc ankamen (das hört sich sicher furchtbar interessant an, ist aber auf dem ersten Blick nichts weiter als eine Straße mit zu vielen Fressbuden. Es steckt aber natürlich mehr dahinter ;] !!!) Fällt uns eine Kathedrale ins Auge. Die Kathedrale Sainte-Croix.
Dem Anblick wollte ich so festhalten wie er mir ins Auge fiel, und bei dem Foto hier wird sicher auffallen wie ich mitten auf der Straße mein Leben riskierte oder!? Ja! Ich stand mitten auf der Kreuzung zwischen hupenden Autos die mich auf französisch beschimpften! ;D
WTF - auch so ein Blödsinn will mal gemacht werden!
IN der Kathedrale war doch tatsächlich eine Art Kiosk, hat man so was schon mal gesehen?!
Nagut, so außergewöhnlich ist es nicht, es ist ein kleiner Stand mit Souvenirs, der mich wohl für immer in Erinnerung behalten wird. Denn dort kauf ich erstmal ein, Figuren, Ketten, Postkarten, Anhänger, Kerzen und Miniaturen, eigentlich so gut wie Alles was da rumstand, und an diesem Tag, wird wohl niemand mehr dort etwas von Jeanne d'Arc kaufen können. Der alte Mann, der mit meinen ganzen Das und Das und Das dahinten, was so komisch leuchtet, auch noch!" nicht mehr ganz mitkam, rümpfte mehrfach die Nase und war so erstaunt, dass er mir fuchsig lächelnd eine Gebetskarte der Hl. Therese schenkt.
Vielleicht dachte er, für mich bestünde noch Hoffnung *g*.
Auch in der Kathedrale finde ich Jeanne sofort. Ich zünde eine Kerze für sie an, während mich mein Vater beim Beten fotografiert (Vielen dank für diese lächerliche Aufnahme meines verschwitzten Rückens!) Jedes Fenster der Kathedrale zeigt die Geschichte der Jeanne d'Arc, jeden Abschnitt.
Wir fotografieren noch die zwei Jeanneblöcke links und rechts vor dem Eingang.
Nun gehen wir weiter, dort ist ein wohlhabendes Haus.
Nur wenige Gehminuten westlich befindet sich das Musée des Beaux-Arts in einem neoklassizistischen Bau. Es ist besonders stolz auf seine Sammlung französischer Malerei vom 16.-18. Jahrhundert mit Arbeiten von Francois Boucher und einem der wenigen Gemälde von Georges de la Tour, dem Maler des Kerzenlichts".
Noch vor dem Haus, eine Anbetungswürdige Statur der Jeanne d'Arc, erschaffen von der Marie von Orléans. Was mich allerdings sehr erschrickt ist, eine große Delle an der rechten Seite ihres Kopfes und eine Art Einschusslöcher überall auf ihr verteilt.
Links und Rechts führen Treppen bis hinter ihrem Rücken und dahinter noch einmal hoch zu dem Haus.
Ein paar dutzend Fotos gemacht und wir gingen hinein. Es war wie oben beschrieben, sehr Edel und unglaublich eingerichtet an Gemälden. Während wir uns im Haus aufhalten regnete es, als es aufhörte und wir wieder hinausgingen kamen wir (logischer Weise) zum Abstieg hinter dem Rücken der Jeanne d'Arc. Man stand direkt hinter ihr, und ich streichte mit einer Hand über ihren beregneten, kalten Rücken. Ja - Jenny muss wieder alles angrabbeln was nicht weglaufen, schreien oder sich freikaufen kann. ;)
Reisetagebuch 2
ORLÉANS
Tag 2
Man soll den Tag nicht vor den Abend loben!
Es ist 9.15 Uhr morgens, eigentlich wollte ich zur Messe der kleinen Jeanne-Kirche, aber mein Vater hatte mich (wie es typisch für ihn ist) zu Spät geweckt. Also was soll's - Wir frühstücken und marschieren auch gleich weiter, Heute wird wieder viel rumgedüst, und Heute, habe ich wirklich viel vor!!
Erstmal laufen wir runter zur Loire. Es hat an ihrem Ufer eine ganz angenehme, typisch französische Atmosphäre. Wir gehen über eine der Brücken, die zur anderen Seite führen, und vor der wir dachten, dass die Stadt dort weitergeht, so eine Art Teil 2". Aber dort ist nichts, Außer einer kleinen Kirche, in der ich Jeanne schon drin sehe bevor ich überhaupt davor stehe, weil die Kirche Glastüren hat. ;)
Nach 10 Kilometer VIEL zu weit Südlich irrigen Verlaufen, finden wir zurück zur Hauptstadt, und als wir endlich wieder auf menschliche Kultur stoßen kaufen wir gleich ein paar Sträuße weiße Lilien, und mit den übergroßen Sträußen, laufe ich jetzt alle Kirchen ab, in denen Jeanne war (das heißt Alle in Orleans...).
Nun haben diese leergefegten Altare von Jehanne ENDLICH mal Blumen!!! (Das heißt, endlich mal Blumen, wenn sie auch gerade nicht hoch gefeiert wird...) Und weil man der Kathedrale (ich find es ja schon wieder fast Sarkastisch) aussuchen kann, ob man eine teurere aber dafür unglaublich Schöne Kerze, oder eine günstige d.h. cent-großes Teelicht anzünden will, rümpf ich mal ganz heftig Nase und pack mir die Teuerste(Nagut, 5 Euro...)!
Die Kirchen und die Kathedrale in Orléans sind unglaublich! Nie zuvor habe ich derart schöne Gebäude gesehen! Es ist wie ein Eintritt in eine andere Zeit, wenn man sich nur einmal diese unsagbar aufwendig gestalteten Kirchenfenster ansieht.
Und jedes Fenster war nicht gerade Geizig mit Details! Jedes, erzählt eine Geschichte,
Jetzt gehen wir noch zum Haus der Jeanne d'Arc das La Maison de Jeanne d'Arc" bei Place de Gaulle'.
Der Schatzmeister des Herzogs von Orléans, Jaques Boucher, beherbergte Jeanne d'Arc vom 29.April bis zum 9.Mai 1429 in seinem Haus. Das im zweiten Weltkrieg zerstörte Fachwerkhaus wurde historisch getreu wieder aufgebaut und nach dem berühmten Gast benannt. In einem ebenso unterhaltsamen wie lehrreichen kleinen Museum führt ein Modell der Belagerung von Orléans die Schrecken des 100jährigen Krieges vor Augen. Eine Stimme von Band erzählt - leider nur in französisch - Jeannes Geschichte.
Allerdings war das Band wohl defekt als ich kam, denn eine nette Dame musste um jeden Glaskasten herum laufen und dazu Vorträge halten.
Aber zurück zum Anfang,
Gleich beim Eingang, habe ich mich Zugedonnert mit allmöglichen Kram, die 2 Frauen des Hauses waren so erstaunt (oder mehr positiv entsetzt) von mir, dass ich den Eintritt frei bekam *hehe*! Also bekam nur mein Vater, eine dieser hübschen, knallpinken ENTRÉE - Kärtchen!
Mir wurden zudem noch 3 Poster geschenkt.
Mir wurde während meines ganzen Aufenthaltes dauernd was geschenkt, was für eine freundliche Stadt. ;D
Meine gute Laune nahm schlagartig ein Ende als ich ein ganz besonderes Hotel fand. Ein Hotel, gleich einem Museum, ALLES darin ist von Jeanne d'Arc, Figuren, Plakate und Statuen von denen ich dachte, dass nur Kirchen sie hätten. Warum in Gottes Namen haben wir denn nicht DA gebucht?!?! Die Leute im Hotel erschrecken ziemlich, als sie mich am untersten Fensterrand entdecken, wie ich mit Plattgedrückter Nase und großen, feuchten Augen in die Lobby starre. Die Leute die dort einchecken halten mir schadenfroh ihre Zimmerschlüssel vor die Nase, deren Zimmer sicherlich auch Alle im Jeanne-style sein werden. Also greife ich mich an mein Jeanne d'Arc Kettchen im Herzformat und bin einfach nur neidisch!!!
O Gott, und wie ich sie beneide. Sicher fluchen die Glückspilze am selben Abend noch über die Figuren auf ihren Nachtschränkchen, die bei einer falschen Bewegung umkippen. Oh was bin ich Eifersüchtig!! :D
Erst gehen wir weiter, -
Aber 2 Meter später drehe ich mich um ziehe meinen genervten Vater zurück zum Hotel. Ich WILL jetzt sofort IN dieses HOTEL!
Nach ein paar Minuten das Innenleben anstarren, lasse ich mir verlegen einen Prospekt des Hotels geben, damit wir nächstes Jahr dort buchen können. Nächstes Jahr, wenn das Jeanne d'Arc Festival stattfindet, werde ich da sein! O ja !
Ich werde bis dahin wieder hart sparen!
Ich bin ziemlich schlecht drauf, viele sehenswürdige Bauten habe ich erst heute entdeckt, und jetzt, heute Abend, an einem Samstag, haben diese nicht mehr auf! Schade...
Und Jetzt, liege ich grummelnd in meinem Bett, schreibe, lese und werde hoffentlich schnell einschlafen.
Morgen in der Früh geh es auf nach Reims !!